„So viel zu tun, zu wenig Zeit“. Ein Input zur Langen Nacht des Schreibens der FH Potsdam

Wer kennt sie nicht, die Angstgegnerin „Zeit“: mal hat man zu viel davon, weiß nicht, wie man sie strukturieren soll und verliert sich im unkonturierten Einerlei des Alltags. Dann wieder reicht sie hinten und vorne nicht, die Deadline rückt unaufhaltsam näher und man wünscht sich, dass der Tag doch plötzlich 48 Stunden hätte. Gerade bei Bachelor- und Masterarbeiten, die ein fixes Abgabedatum haben, kann Zeit zum Problem für das Schreiben werden.

In meinem Input-Vortrag zur „Langen Nacht des Schreibens“ an der Fachhochschule Potsdam ging es deswegen um das schwierige Verhältnis von Schreiben und Zeit. Die Studierenden erfuhren zum einen, warum der Faktor Zeit bei Abschlussarbeiten oft zur Stolperstelle wird. Zum anderen bekamen sie praktische Werkzeuge an die Hand, die ihnen eine effiziente Arbeits- und Wochenplanung erlauben.

Dabei kam auch der strapazierte Begriff der „Work-Life-Balance“ nicht zu kurz – denn wer sich gut und ausreichend erholt, schöne und inspirierende Dinge erlebt und Schreibprojekte nicht zur „Saure-Gurken-Zeit“ macht, schreibt oft mit mehr Elan, ist kreativer und zufriedener.

Frei nach Joan Bolkers Einladung an alle Schreibenden:

„Make sure that you mark and celebrate the times when you meet important (end even not-so-important) goals by treating yourself to your favorite rewards. Doing so will make it even more likely that you’ll meet your next goal.”

Zahlen in Form eines Countdowns stehen für Arbeitsplanung im Bereich wissenschaftliches Schreiben

Schreibmethoden und Schreibwerkzeuge für Doktorand:innen. Ein Crashkurs für das Verbundprojekt PraxisdigitaliS

„PraxisdigitaliS – Praxis digital gestalten in Sachsen“ heißt ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Verbundprojekt der Universität Leipzig und der Technischen Universität Dresden. Und obwohl es dabei um die Digitalisierung der Lehramtsausbildung und die digitalen Fertigkeiten angehender Lehrer:innen geht, wurde in diesem Workshop ganz klassisch analog geschrieben. Stift, Papier und zugegebenermaßen eine PowerPoint-Präsentation waren die Werkzeuge, mit denen wir uns drei Stunden lang die absoluten Basics rund um das Schreiben von Doktor:innen-Arbeiten erschlossen haben: Ins Schreiben kommen, Rohtexten und Überarbeiten.

Eingebettet war das Ganze in ein Schreibretreat der Promovierenden im schönen Zingst, zu dem sich weitere Teilnehmer:innen und auch ich selbst virtuell zugeschaltet haben. Letztlich also dann doch wieder gelebte digitale Praxis!

Digitale Ziffern symbolisieren, dass der Schreibworkshop zum Thema wissenschaftliches Schreiben online stattgefunden hat

Schreibnacht „Art Writing“

am Freitag, den 02. September 2022, 19:45-23:00 Uhr, online

Kunst ist inspirierend. Sie regt unsere Phantasie an, löst Gefühle in uns aus, lässt uns Fragen stellen oder weckt Erinnerungen. Manchmal setzt ein Gemälde auch den „Film im Kopf“ in Gang. Vor unserem inneren Auge entstehen weitere Bilder und ganze Geschichten. Wie könnte eine Szene, die im Bild stillgestellt ist, weitergehen? Was ging dem mit Pinsel und Farbe festgehaltenen Moment voraus? In meiner nächsten „Art Writing“-Schreibnacht gehen wir diesen und vielen weiteren Fragen mit Stift, Papier, voller Kreativität und Neugier nach.

Lasse Dich von Salvador Dalí zu einer Schreibreise in die Welt der Träume, von Niki de Saint-Phalle zu einem spannungsgeladenen Kurzkrimi, von Marcel Duchamp zu dadaistischen Nonsens-Gedichten oder von Gabriele Münter zu einem Haiku anregen. Frei nach dem Motto „Intuition ist immer noch eine gute Sache“ (Paul Klee) tauchst Du ein in die schreibende Auseinandersetzung mit Kunst – und brauchst dabei keinerlei Vorkenntnisse. Sicher ist: Am Ende des Abends wirst Du eine kleine literarische Erfindung Dein Eigen nennen und als Erinnerung an eine kunsterfüllte Schreibnacht mit nach Hause nehmen können.

Die Schreibnacht findet online (via ZOOM) in Kooperation mit dem writers‘ studio Wien statt.

Anmelden kannst Du Dich über die Homepage des writers‘ studio unter folgendem Link:

https://www.writersstudio.at/schreibnaechte.php

Dort findest Du auch weitere Infos zu Preisen, Organisation und Ablauf.

Ich freue mich auf einen inspirierenden Abend voller künstlerischer und literarischer Entdeckungen!

„Die Kunst erfasst und vermittelt nicht nur,
was das Aufregende,
den prickelnden Reiz des Lebens ausmacht.
Manchmal macht sie selbst diesen Reiz aus.“

Julian Barnes, Kunst sehen

Akademisches Schreiben mit Seeblick. Workshop und Coachings für Doktorand:innen der sdw in Eckernförde

Schön war’s an der Ostsee in Eckernförde! Doktorand:innen der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) hatten dort in Eigenregie ein einwöchiges Schreibretreat organisiert und mich zu Schreibworkshop und Einzelcoachings eingeladen. Vertreten waren die unterschiedlichsten Fachbereiche – von den Geistes- und Sozial- über die Natur- bis hin zu den Rechtswissenschaften.

Der Blick auf Meer und Strand, die angenehmen Temperaturen und eine leichte Brise inspirierten uns alle zum Arbeiten. Im Workshop gab es Impulse zur Frage, was eine Doktor:innen-Arbeit eigentlich ist, zur Verknüpfung von Lesen und Schreiben und zu verschiedenen Möglichkeiten, das Retreat schreibintensiv, abwechslungsreich und motivierend zu gestalten. Vor allem aber gab es viel Raum zum praktischen Ausprobieren: es wurde reflektierend geschrieben und schreibgedacht, Genre- und Perspektivwechsel wurden ausprobiert und Reader-Response-Essays zu Papier gebracht. Beim Coaching unter freiem Himmel war dann so richtig Raum für neue Ideen, Blickwinkel und Perspektiven.

Wieder einmal wurde deutlich: inspirierende Orte inspirieren zum Schreiben – und manchmal wirkt es Wunder, den Alltagstrott hinter sich zu lassen!

Ein Bild vom Meer steht für den Ort, an dem das Schreibretreat für wissenschaftliches Schreiben stattgefunden hat

Was heißt „ins Schreiben kommen“?

Ins Schreiben kommen – das heißt zuallererst anfangen. Es heißt, den Schritt zu tun, der oft besonders schwerfällt: Ein Blatt Papier zu nehmen, den Stift anzusetzen und mit dem Text zu beginnen; oder einer Word-Datei die ersten Sätze anzuvertrauen. Es ist ein großer Moment – ein Moment, mit dem viel geschafft ist. Ein Text beginnt, Gestalt anzunehmen. Gedanken materialisieren sich und werden weiter gesponnen. Die erste Idee führt zur nächsten, alles wird konkreter und handhabbarer. Schreibende kennen das schöne Gefühl: da steht erstmal was. Etwas, mit dem ich weiterarbeiten und über das ich weiter nachdenken kann.

Ins Schreiben kommen heißt auch, diesen Moment immer wieder und immer öfter zu erleben. Strategien und Methoden kennenzulernen, die nicht nur ein leichteres Anfangen zulassen, sondern auch ein befreiteres Weiterarbeiten. Dabei geht es nicht so sehr um Routine. Eher geht es um Fertigkeiten, die Ungeahntes möglich machen, und um Werkzeuge, die vielseitig eingesetzt werden können. Es geht darum, Schreiben als etwas kennenzulernen, das immer auch eine Entdeckungsreise voller neuer Eindrücke und Aha-Erlebnisse ist. Vorsicht: Ein solches Schreiben kann süchtig machen! Es macht süchtig, weil es uns unbekannte Welten erkunden lässt. Schreiben und Texte entwickeln sich. Und mit beidem entwickeln sich Schreibende. Sie erschreiben sich neue Perspektiven und einen anderen Blick auf die Welt. Sie entdecken und überraschen sich selbst.

Ins Schreiben kommen bedeutet deswegen auch, das Schreiben in den Alltag zu tragen. Schreiben verändert das Leben. Es lenkt die Aufmerksamkeit, fokussiert und strukturiert, es setzt Ideen in die Welt und macht erfinderisch, es ist Seelentröster, Endorphin-Reservoir und Punching Bag in einem. Schreibend lebt es sich leichter, und schreibend wird das Leben interessanter, lebenswerter und im besten Sinne unberechenbarer.

Ins Schreiben kommen meint auch Bewegung von A nach B. Es steht für Zusammenkommen, gemeinsames Tun und Erleben. Schreiben in Gemeinschaft beflügelt und aktiviert. Hier kehrt Schreiben zu seinem Ursprung und zu seinem ureigensten Zweck zurück: Es ist Austausch, Unterhaltung und Gespräch, es lässt uns zusammenkommen, miteinander in Verbindung treten und mehr übereinander und die Welt erfahren.

Ins Schreiben kommen ist deswegen nicht zuletzt eine Einladung zu gemeinsamen Schreiberlebnissen – zu Workshops, Coachings, Schreibgruppen und Feedback-Runden, zu kreativem Ausprobieren und vielen weiteren Schreibmomenten voll von Unerwartetem und Spannendem. Denn:

A Room of One’s Own Is Not Enough

Joan Bolker, 1994
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